Veranstaltungsnachlese – „Politik in 60 Minuten“ zum Thema „Bosnien-Herzegowina auf dem Weg nach Europa?“

Politikwissenschaftler Dr. phil. Sascha Arnautović

Ich bedanke mich beim Landesbüro Nordrhein-Westfalen der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit Sitz in Gummersbach sowie bei Moderator Jochen Leyhe (Bonn) für den gestrigen WebTalk (Di., 21.06.2022, 19.00-20.00 Uhr), der mir wirklich sehr viel Freude bereitet hat! Abwechselnd mit dem Kollegen Siebo M. H. Janssen, Politikwissenschaftler und Historiker aus Bonn, haben wir bei der Abendveranstaltung eine ganze Reihe relevanter Themen mit Bezug zu Bosnien und Herzegowina (BiH) besprochen: Angefangen vom Ende des sozialistischen Vielvölkerstaates bzw. der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien im Jahr 1991 über die Unabhängigkeitserklärungen Kroatiens und Sloweniens am 25. Juni 1991 bis hin zum grausamen Bosnien-Krieg (1992-1995) und dem darauffolgenden Friedensabkommen von Dayton vom 21. November 1995 wurden wichtige historische Entwicklungen erörtert und ein Bezug zur Gegenwart und zu neuen Herausforderungen und Problemlagen hergestellt. Während diesen Teil vor allem der Kollege Janssen als Historiker in den Blick genommen hat, habe ich mich um Fragen der Tourismusentwicklung in BiH in der Hochphase der Corona-Pandemie im Jahr 2020 gekümmert sowie die Frage beantwortet, ob der Krieg im kollektiven Gedächtnis der bosnischen Gesellschaft – gerade auch durch den aktuellen Krieg in der Ukraine schmerzhaft in Erinnerung gerufen – noch immer verankert ist. Der Schwerpunkt des digitalen Events über Zoom lag aber auf der EU-Perspektive für BiH. In diesem Zusammenhang wurden auch jüngste problematische Entwicklungen in der Republika Srpska (RS), eine von zwei existierenden Entitäten (Gliedstaaten oder auch Teilstaaten) Bosnien-Herzegowinas, diskutiert, die vom bosnischen Serbenführer Milorad Dodik spätestens seit 2021 maßgeblich befördert wurden. Ihm geht es im Wesentlichen darum, die RS in die Unabhängigkeit zu führen und dadurch eine Abspaltung von der Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) zu bewirken, was geleichbedeutend wäre mit der Zerstörung des Gesamtstaates BiH. Aufgrund seines gefährlichen serbischen Nationalismus wird er zunehmend zu einem großen Risikofaktor für die gesamte Region. Aber auch auf den Einfluss von externen Akteuren wie die Republik Türkei und das Königreich Saudi-Arabien auf BiH bin ich näher eingegangen und habe deren Motive für die regionale Einmischung hergeleitet. Am Ende der Veranstaltung kamen wir noch auf die USA und die Europäische Union und deren Verantwortung zu sprechen, entschieden gegen die serbischen Sezessionsbestrebungen in der RS vorzugehen, um nicht die Fehler aus den frühen 1990er-Jahren zu wiederholen. Schon damals hatten sie die Radikalität der involvierten Akteure sträflich unterschätzt. Sie sollten daher nun unbedingt zeigen, dass sie aus der Geschichte wirklich gelernt haben.

2 Gedanken zu „Veranstaltungsnachlese – „Politik in 60 Minuten“ zum Thema „Bosnien-Herzegowina auf dem Weg nach Europa?“

  1. Lieber Sascha, das war eine sehr erhellende Veranstaltung! Es ist wichtig, dass diese hoch spannende und für Europa/die EU so schicksalsträchtige Region eine angemessene Würdigung erfährt.

    1. Lieber David, da bin ich ganz bei dir! BiH ist immerhin Teil unserer Nachbarschaft und sollte im Kontext des Ukraine-Krieges nicht kleingeredet werden, zumal jüngste Entwicklungen in der RS Schlimmes erahnen lassen für die Zukunft des Landes und damit auch für die Stabilität Europas (Stichwort: „Sezessionsbestrebungen“).
      Beste Grüße
      Sascha

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